top of page
NEBEK+.png

Der CSD ist überflüssig!

„Ihr habt doch schon alles erreicht!“ oder „So langsam ist es auch mal gut!“ sind typische Sätze, die einem rund um den CSD begegnen können. Außerdem handle es sich nur noch um eine riesige Party, mit Pinkwashing und ohne politische Botschaften.

 

Ja, der CSD sollte keine reine Werbeaktion für Parteien oder Unternehmen sein und immer auch politische Botschaften transportieren. Kritik ist angebracht, wenn dem nicht so ist. Doch nicht alles was auf den ersten Blick unpolitisch scheint, ist es auch. Genauso wie nicht alles politisch ist, was zunächst den Eindruck erweckt.


Tatsächlich gibt es Menschen, die den CSD vorrangig als Partyevent nutzen. Es darf doch aber auch darum gehen sich zu feiern. Dafür, dass man in einer Welt (über)lebt, die einen oft einengt und dennoch halbwegs klarkommt. Sich der Lust und dem Genuss hinzugeben und manchmal dabei auch über die Stränge zu schlagen, ist ein wichtiger Teil des Lebens. Für manche ist das leider immer noch nicht alltäglich. Es gibt schlechtere Ideen, als CSDs zum Urlaub für die Seele zu nutzen.


Außerdem ist der CSD Teil des gesellschaftlichen Wandels. Er macht nicht nur deutlich, wie sich Gesellschaft in Teilen zum Guten verändert hat. Es zeigt sich auf dem CSD auch, dass erkämpfte Rechte keine Selbstverständlichkeit sind und dass die Verteidigung von Demokratie und Menschenrechten sich vor allem am Umgang mit sogenannten Minderheiten messen lassen muss. Der CSD ist eine demokratische Institution für alle Menschen, die frei leben wollen.


Darüber hinaus kann man den CSD als Teil der queeren Kultur sehen. Selbst wenn alles erreicht wäre, sollten wir ihn feiern und veranstalten. Sonst würden wir unsere Geschichte abschaffen, statt sie zu würdigen.

 

Soweit ist es allerdings noch lange nicht. Die CSD Vereine und Veranstalter*innen sowie queere Menschen, Organisationen und Institutionen machen jährlich deutlich, dass trotz der „Ehe für Alle“ noch einiges zu tun ist. Eine kleine Auswahl an Themen sind folgende:


1. Diskriminierungsschutz ins Grundgesetz
Sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität müssen Erwähnung in Artikel 3, Absatz 3 des GG finden. Außerdem muss in Artikel 3, Absatz 2 des GG eine Öffnung für alle Geschlechter stattfinden. Denn sexuelle und geschlechtliche Identität dürfen kein Grund zur Diskriminierung sein.⁠


2. Queere und sexuelle Bildung finanziell stärken und absichern
Queere Bildungsarbeit setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der LSBTIQ* und heterosexuelle Lebensweisen gleichberechtigt gelebt werden können und uneingeschränkte Akzeptanz finden. Schulaufklärungsprojekte wie SCHLAU oder die Queere Bildung sind entsprechend wichtig. Schutz vor Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft sind wichtige Themen, es muss aber auch um die schönen Seiten in der Sexualität gehen. Praktisches Wissen, wie Menschen sich Lust verschaffen oder zu Sexpraktiken, ist genauso notwendig, wie das Sprechen über Schutz, Sicherheit und Wohlbefinden.


3. Ein vernünftiges Selbstbestimmungsgesetz
In Deutschland braucht es ein ernsthaftes Selbstbestimmungsgesetz, das die Bedarfe und Menschenrechte von trans*, inter* und nicht-binären Menschen gleichermaßen berücksichtigt.⁠ Der aktuelle Entwurf ist ein Schritt in die richtige Richtung, er muss aber weniger Raum für Diskriminierung gegenüber queeren Menschen lassen. Dazu sollte die Politik auf die Menschen hören, die es am Ende betrifft.


4. Queerfeindlichkeit erheben und bekämpfen
Die Zahl queerfeindlicher Straftaten steigt seit Jahren an. Es braucht mehr Prävention, bessere Strafverfolgung sowie Ansprechpartner*innen bei Polizei und Justiz, damit Betroffene sich öfter trauen Anzeige zu erstatten.


5. Menschenrechte ernst nehmen
Die aktuellen Entwicklungen rund um EU-Asylverfahren sind besorgniserregend. Wir wünschen uns mehr internationales Engagement für Menschen- und Queerrechte, damit Geflüchtete hier Schutz finden oder offener und besser in ihren Heimatländern leben können.


Weitere Infos bekommst du beim CSD Deutschland.

maennchen.png
bottom of page